KULTUR/MOBILITÄT: Die Marke Citroën feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und nutzt den runden Geburtstag, um an ihre legendärsten und beliebtesten Automobile zu erinnern. Im Monat November stehen gleich zwei historische Modelle im Mittelpunkt, die in den 70er Jahren für Aufsehen gesorgt haben und dank ihres mutigen Designs sowie zahlreicher Innovationen zum „Auto des Jahres“ gekürt wurden: der Citroën GS und der Citroën CX.
1. GS/GSA – „Auto des Jahres 1971“
Auf dem Pariser Salon 1970 präsentierte Citroën als Nachfolger des Ami 8 den GS („Grande Série“, deutsch „Großserie“). Die stromlinienförmige, für die damalige Zeit eher ungewöhnliche Karosserieform des GS ermöglichte einen geringen Verbrauch und eine überdurchschnittlich hohe Geschwindigkeit. Ein Jahr später folgte mit dem Citroën GS Break eine Kombivariante des Mittelklasse-Modells.
Motorisierungen und Getriebe
Der Citroën GS verfügte über einen Frontantrieb sowie über luftgekühlte Vierzylinder-Boxermotoren. Der zum Start erhältliche Motor mit 1.015 cm3 (1.008 cm3 fiskalisch) und 54 DIN-PS bei 6.500 U/min erzielte eine maximale Geschwindigkeit von 145 km/h bei einem Verbrauch von 9,7 l/100 km. Es folgten weitere luftgekühlte Vierzylinder-Motoren mit einer Leistung von bis zu 65 PS.
Drei Jahre später, auf dem Pariser Salon 1973, stellte Citroën den GS Birotor mit Zweischeiben-Wankelmotor vor. Er verfügte über ein Kammervolumen von 1.990 cm3 und 107 DIN-PS bei 6.500 U/min. Der Citroën GS Birotor bot mit seiner außergewöhnlichen Laufruhe und Drehfreude ein völlig neues Fahrgefühl. Vom Verkaufsstart im März 1974 bis März 1975 wurden insgesamt 847 Exemplare des GS Birotor hergestellt.
Der Citroën GS war serienmäßig mit einem Vierganggetriebe ausgestattet – gegen Aufpreis war auch eine Dreistufenhalbautomatik, C-Matic genannt, mit Drehmoment-Wandlerkupplung erhältlich.
Hohes Maß an Technik für noch mehr Komfort
Das Hydrauliksystem mit einer gegenüber der DS vereinfachten hydropneumatischen Federung mit Einzelradaufhängung vorn und hinten, die trotz hoher Drehzahl leisen Motoren sowie der große Innenraum sorgten für ein hohes Maß an Komfort. Keineswegs Standard in der unteren Mittelklasse war zur damaligen Zeit die lastabhängige Zweikreisbremsanlage mit vier Scheibenbremsen. In erster Linie war die fortschrittliche Technik der Grund dafür, dass der Citroën GS 1971 zum „Europäischen Auto des Jahres“ gekürt wurde.
Nach der Modellpflege 1979 als GSA bezeichnet
Im September 1979 wurde das Citroën Modell innen wie außen gründlich überarbeitet und fortan als Citroën GSA verkauft. Zu den wesentlichen Änderungen zählten eine große Heckklappe bei der Schräghecklimousine, geänderte Rückleuchten sowie Stoßstangen und Türgriffe aus Kunststoff. Futuristisch mutete das Armaturenbrett mit Bedienungssatelliten an.
Der Citroën GSA war in zahlreichen Versionen erhältlich: neben dem Grundmodell GSA Spécial als GSA Club unter anderem mit Halogenscheinwerfern und fünf Gängen oder als GSA Pallas, einer luxuriösen Ausführung mit Velours, einem drehzahlschonenden fünften Gang und einer Mittelarmlehne hinten. Zwei Sport-Versionen – der Citroën GSA X1 mit kurz übersetztem fünften Gang, Heckspoiler, Nebelscheinwerfern und Halogenlicht sowie der Citroën GSA X3 mit zusätzlicher Heckscheibenwaschanlage und Türen mit Stoffverkleidung – wirkten durch den drehfreudigen Motor besonders agil.
Rund 2,5 Millionen Fahrzeuge produziert
Zwischen 1970 und 1981 wurden 1.896.742 Exemplare des Citroën GS gefertigt, hinzu kamen 847 Citroën GS Birotor, die zwischen 1974 und 1975 gefertigt wurden. Von 1979 bis 1987 wurden über 565.000 Einheiten des Citroën GSA produziert.
2. CX − „Auto des Jahres 1975“
Für die Entwicklung des CX beauftragte Citroën den Designer Robert Opron, der sich vom Citroën GS inspirieren ließ. Am 26. August 1974 wurde der Citroën CX erstmals auf dem Pariser Salon präsentiert. Das Modell der oberen Mittelklasse war die Synthese aller technischen Entwicklungen von Citroën. Es stand für hohe Sicherheit, einen robusten Auftritt, herausragenden Komfort und einen vergleichsweise sparsamen Verbrauch zu Zeiten der Ölkrise. Hierzulande erlangte der Citroën CX besondere Bekanntheit in den 80er Jahren als Dienstfahrzeug des TV-Kriminalhauptkommissars Schimanski.
Charmant und kostengünstig zugleich
Im Jahr 1969 kam das Startsignal für die Entwicklung eines Nachfolgers der DS Modellreihe. Ziel war es, ein Fahrzeug zu schaffen, das an den Charme des seit 1955 produzierten Vorgängermodells anknüpfte, jedoch deutlich kostengünstiger herzustellen war. Auffällig waren sowohl die fließende, aerodynamische Linienführung als auch die zahlreichen innovativen Lösungen, darunter der Einarmscheibenwischer und das futuristische Armaturenbrett.
Hinzu kamen die vorn quer eingebaute Baugruppe aus Motor und Getriebe, die hydropneumatische Federung mit konstanter Bodenfreiheit, die Einzelradaufhängung, die Scheibenbremsen an den Vorder- und Hinterrädern sowie eine Zweikreis-Servobremsanlage. Später folgte mit der „Diravi“ eine geschwindigkeitsabhängige und selbstrückstellende Servolenkung. Die konkav gewölbte Heckscheibe – genau wie beispielsweise beim späteren „Flaggschiff“ Citroën C6 – ließ den Regen mittig ablaufen und erlaubte den Verzicht auf einen Heckwischer.
Die unter der Leitung von Chefdesigner Robert Opron gestaltete Karosserie des Citroën CX orientierte sich nur geringfügig am Vorgängermodell DS. Lediglich die in ihrer Spurweite reduzierte Hinterachse und das Fließheck wurden stilistisch wieder aufgenommen.
Der Name des Citroën CX geht auf den französischen Begriff für den Cw-Wert (Luftwiderstandswert) zurück. Der Cw-Wert des Citroën CX lag bei 0,39 und somit auf einem sehr guten Niveau.
Bewährte Motorisierungen
Beim Antrieb setzte Citroën auf zwei bewährte Motorvarianten: Der CX 2000 übernahm den Motor der DS 20. Mit 1.985 cm3 und 102 PS (75 kW) erreichte das Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 174 km/h. Der CX 2200 war mit dem Motor des DSuper5 mit 2.175 cm3 und 112 PS (82 kW) ausgestattet, der eine Beschleunigung auf 179 km/h ermöglichte.
Auszeichnungen und Varianten
1975 wurde der Citroën CX zum „Auto des Jahres“ gekürt. Zudem erhielt er den „Prix de la Sécurité“ und den „Prix Style Award“. Im selben Jahr erschien der Citroën CX 2200 in der luxuriös ausgestatteten Variante Pallas. Kurz darauf war mit dem CX 2200 D das erste Dieseltriebwerk verfügbar, das bereits seit 1973 im Citroën C32 und C35 zum Einsatz kam.
Im September 1975 folgte die Kombi-Variante Citroën CX Break, die gegenüber der Limousine einen um 25 Zentimeter verlängerten Radstand aufwies. Den Break gab es auch als Familiale: ein Kombi mit dritter Rücksitzbank und Platz für bis zu acht Personen. Als zweite Neuerscheinung kam einige Monate später der Citroën CX Prestige auf den Markt, der 1977 mit einer elektronischen Benzineinspritzung aufwartete, was zu einer Leistungssteigerung auf 128 PS (94 kW) beziehungsweise 190 km/h führte.
Schnellster Pkw mit Dieselmotor
1978 wurde der Citroën CX optisch und mechanisch weiterentwickelt. Nach umfangreichen konzeptionellen Arbeiten am bestehenden Aggregat kam der Citroën CX 2500 D mit 75 PS (55 kW) auf den Markt. Mit diesem Antrieb konnte der Citroën CX mit 156 km/h den Titel als schnellster Pkw mit Dieselmotor beanspruchen.
Deutliches Facelift in 1985
Ab Juli 1985 war der Citroën CX stark optisch überarbeitet erhältlich – unter anderem mit Stoßfängern aus Plastik und Rundinstrumenten statt Walzentachos im Innenraum. Mit dem abermals überarbeiteten Turbodiesel-Motor und einer Spitzengeschwindigkeit von 195 km/h beanspruchte der Citroën CX erneut den Titel des weltweit schnellsten Diesel-Fahrzeugs. Fortan galt der Citroën CX auch als erstes französisches Fahrzeug, das mit ABS ausgestattet war – ein weiterer Beleg für die besondere Innovationskraft des Citroën Modells.
Als Kombi, als Sondermodell und als Staatskarosse
Der Citroën CX Break diente aufgrund seiner Länge und seines Platzangebotes ohne Karosseriemodifikationen auch als Basis für Sonderlösungen. Dank der hydropneumatischen Federung hatte der Citroën CX eine für einen Pkw sehr hohe Nutzlast von über 700 Kilogramm.
Die Luxusversion Citroën CX Prestige mit Klimaanlage, elektrischen Außenspiegeln und Fensterhebern wurde von einigen Staatsoberhäuptern als Dienstwagen genutzt. So umfasste beispielsweise der Fuhrpark Erich Honeckers mehrere Citroën CX Prestige, die zusätzlich verlängert waren und Platz für eine dritte Sitzreihe boten.
Zwischen Spätsommer 1974 und 1989 wurden insgesamt 1.041.560 Einheiten der Baureihen Berline (Limousine) und 128.185 Break (Kombi) produziert.
Der Citroën CX Club in Deutschland (http://www.cx-club.de) beschäftigt sich mit der Erhaltung und Restauration des historischen Citroën Modells und gilt als fachkundiger Ansprechpartner bei Fragen zu Technik, Anschaffung und Wartung des Citroën CX.
Citroen Media Center
Fotos: Citroen Kommunikation
vdm Michael Hiller