MOBILITÄT/AUTO: Bremsen und Fahrwerk des neuen Golf R Variant
Die Bremsen
18-Zoll-Bremsanlage. Der bis zu 270 km/h schnelle und 1.630 Kilogramm leichte Variant R will bei Bedarf zuverlässig und souverän verzögert werden. Vorn kommt eine neue Bremsanlage mit 18-Zoll-Bremsscheiben zum Einsatz. Damit sind sie jetzt um je einen Zoll (25,4 Millimeter) größer als die Bremsscheiben des Vorgängermodells. Die Scheibendimensionen ändern sich von 340 x 30 Millimeter auf 357 x 34 Millimeter. Die neue Bremse ist mit Stiftscheiben und einem Bremstopf aus Aluminium aufgebaut, was pro Seite das Gewicht um 600 Gramm senkt. Eine geschwindigkeitsabhängige Kennung im elektronischen Bremskraftverstärker (eBKV) sorgt für feine Dosierbarkeit. Beim Rangieren spricht die Bremse somit besonders harmonisch an, bei hohen Geschwindigkeiten packt sie wie gewünscht spontan und vehement zu. Selbst kurz vor dem ABS-Einsatz ist die neue Bremse durch eine Feinoptimierung im Bereich der hohen Bremsdrücke sehr gut dosierbar. Das ist nicht zuletzt der Verdienst des nun größeren Hauptbremszylinders, der für ein knackiges, aber dennoch feines Ansprechverhalten sorgt bei gleichzeitig sportlich kurzem Bremspedalweg, was der Pilot subjektiv durchaus wahrnimmt.
Das Fahrwerk
Perfektionierte Vorder- und Hinterachse. Passend zur enormen Kraft des neuen Sportkombis hat Volkswagen das Fahrwerk des Golf R Variant ganz gezielt neu und spezifisch abgestimmt. Das Sportfahrwerk senkt zunächst die Karosserie um 20 Millimeter ab im Vergleich zum Golf Variant. Dabei mussten die Ingenieure den Spagat meistern, außergewöhnliche Performance und gleichzeitig optimale Reiseeigenschaften zu garantieren. So ist das Fahrwerk vorne mit einer McPherson-Achse und hinten mit einer Vierlenkerachse bestückt. Gegenüber dem Vorgänger wurden die Federraten und die Stabilisatorraten jeweils um zehn Prozent erhöht. Entsprechend angepasst wurde auch die Abstimmung der adaptiven Fahrwerkregelung DCC durch das Modifizieren von Systemhydraulik und Parametrierung. Um höhere Kurventempi und eine bessere Querführung zu ermöglichen, vergrößerten die Ingenieure vorne den negativen Sturz (-1°20‘). Zudem konnte damit ein deutlich neutraleres Fahrverhalten beim Beschleunigen erreicht werden. Zugleich gelang es den Experten, das Gewicht des Aluminium-Hilfsrahmens um drei Kilo zu senken und ihn noch steifer zu formen. Auch die Hinterachse wurde den sportlichen Ambitionen des Golf R Variant mittels modifizierter Querlenkerlager und Radträger angepasst. Großen Anteil an der exzellenten Beherrschbarkeit des Golf R Variant hat auch die ausgewogene Achslastverteilung. Sie ist beim Golf R Variant um sechs Prozent besser (bezogen auf das Ideal von 50:50) als beim Golf R. Auch beim Luftwiderstandsbeiwert schneidet der sportliche Kombi besser ab: Der cW-Wert des Golf R Variant ist noch einmal um vier Prozent niedriger als beim aufwendig aerodynamisch optimierten Golf R.
Die Progressivlenkung. Der Golf R Variant profitiert serienmäßig von einer Progressivlenkung. Im neuen Sportkombi hat auch sie eine neue Evolutionsstufe erreicht, weil sie nun noch direkter ausgelegt ist und neue Software-Algorithmen sowie eine neue Software-Applikation zum Einsatz kommen. Während herkömmliche Lenkungen mit einem konstanten Übersetzungsverhältnis arbeiten, ist das Übersetzungsverhältnis hier progressiv ausgelegt. Vorteil: Beim Rangieren und Parken wird erstens die Lenkarbeit spürbar reduziert, zweitens muss der Pilot weniger umgreifen. Drittens führt die direktere Auslegung vor allem zu mehr Fahrdynamik, besonders auf kurvenreichen Straßen und beim Abbiegen. Anders ausgedrückt: Bis in hohe Geschwindigkeiten hinein gibt es eine höhere Linearität der Gier-Reaktion – konstant für den Fahrer nachvollziehbar mit nochmals mehr „Straßen-Feedback“ in Kurven. Technisch funktioniert das dank variabler Verzahnung der Zahnstange und Ritzel sowie einem leistungsstärkeren E-Motor der Basislenkung. Anders als bei einer konstanten Lenkübersetzung, die immer einen Kompromiss zwischen Fahrdynamik und Komfort realisieren muss, wird hier die Verzahnung der Zahnstange über den Lenkhub deutlich verändert.
Der Fahrdynamikmanager. Volkswagen setzt im neuen Golf R Variant und im neuen Golf R ein neues Fahrdynamikregelsystem ein, den so genannten Fahrdynamikmanager. Das intelligente System vernetzt nicht nur die elektronischen Differenzialsperren (XDS) und die Querdynamikanteile der optional geregelten Dämpfer des adaptiven Fahrwerks (DCC), sondern bezieht erstmals auch den Allradantrieb 4MOTION mit R-Performance Torque-Vectoring mit ein. Die Spreizung zwischen höchster Dynamik und maximalem Komfort wird durch die elektromechanisch einstellbaren Fahrwerkssysteme noch einmal deutlich vergrößert. Der Fahrdynamikmanager sorgt dafür, dass bei jedem Fahrmanöver die elektromechanischen Funktionen des Allradantriebs, der elektronischen Differenzialsperre (XDS) und die Querdynamikanteile der geregelten Dämpfer (DCC) koordiniert angesteuert werden. Die Folge ist eine Anpassung der radindividuellen Dämpfung für ein besonders agiles und präzises Handling.
Gezielte Bremseingriffe. Der Fahrdynamikmanager ermöglicht zudem eine exakte Berechnung der ideal passenden Kupplungsregelung des Torque-Splitters, um die Agilität und Stabilität des Golf R Variant weiter zu optimieren. Gezielte Bremseingriffe an der kurveninneren Fahrzeugseite reduzieren parallel im Übergangs- und Grenzbereich zusätzlich das Untersteuern. Außerdem können so die geregelten Dämpfer die Wankneigungen minimieren; durch die Verknüpfung von DCC und 4MOTION mit R-PerformanceTorque Vectoring spricht der Sportkombi selbst auf kleinste Lenkbewegungen schneller an. Die Traktion wird indes durch ein erhöhtes Sperrmoment im Torque-Splitter verbessert. Die Folge: Das bei Sportfahrern eher unbeliebte Untersteuern wird minimiert. Denn untersteuert der Golf R Variant01 in einer Kurve aufgrund des Fahrmanövers zu stark und drängt dabei über die Frontpartie nach außen, etwa beim spontanen Beschleunigen vor dem Scheitelpunkt der Kurve, bewirkt der Fahrdynamikmanager das Schließen der Torque-Splitter-Kupplung am kurvenäußeren Rad. So entsteht an der Hinterachse ein Giermoment, mit dem der Sportkombi neutral in die Kurve dreht. Darüber hinaus perfektioniert die Steuerung des Fahrdynamikmanagers die Gier- und Lastwechseldämpfung bei hohen Geschwindigkeiten per 4MOTION mit R-Performance Torque Vectoring und DCC.
Adaptive Dämpfer. Die adaptive Fahrwerksregelung DCC ist beim neuen Golf R Variant optional erhältlich.. Das System reagiert permanent auf die Fahrbahn und die Fahrsituation und berücksichtigt dabei zum Beispiel Lenk-, Brems- und Beschleunigungsvorgänge. Die Querdynamikanteile des DCC-Fahrwerks werden mithilfe des Fahrdynamikmanagers koordiniert und optimiert. Über das eingestellte Fahrprofil kann der Fahrer die Reduzierung der Karosseriebewegungen nach seinem Geschmack beeinflussen. Für jedes Rad wird 200-mal pro Sekunde die erforderliche Dämpfung berechnet und an den vier Stoßdämpfern eingestellt. Die Folge: optimale Fahrdynamik und bestmöglicher Fahrkomfort in allen Fahrsituationen. Das konventionelle und das DCC-Fahrwerk sind explizit auf den Golf R Variant01 mit seinem verlängerten Radstand und der ihm eigenen, ausgesprochen sportlichen Achslastverteilung ausgelegt.
Insgesamt sechs Fahrprofile. Im Golf R Variant stehen serienmäßig die Fahrprofile „Comfort“, „Sport“, „Race“ und „Individual“ zur Verfügung. Wer das optionale R-Performance-Paket ordert, erhält die Erweiterungen „Special“ und „Drift“. Das Profil „Comfort“ ist in den Parametern Motor, Getriebe, Dämpfer, Lenkung und R-Performance Torque Vectoring voll auf optimalen Komfort ausgelegt, das ESC arbeitet uneingeschränkt. Das Profil „Sport“ bildet den Grundmodus des Golf R Variant01, somit sind alle Parameter auf sportliches Ansprechen ausgerichtet. Bei „Race“ agieren alle angeschlossenen Systeme noch schärfer, das ESC ist aber (wie schon bei „Sport“ und „Comfort“) voll tätig. Allerdings ist unter anderem die Segel-Funktion (Freilauf ohne Motorantrieb) abgeschaltet. Im Profil „Individual“ kann der Fahrer über einen digitalen Schieberegler sein persönliches Fahrprofil feinstufig einstellen und speichern. Über eine Taste kann der Fahrer das ESC, das beim Motorstart stets eingeschaltet ist, zweistufig seinen Bedürfnissen anpassen. Im Untermodus „ESC Sport“ werden die ESC-Schwellen und die ASR-Schlupfschwellen erhöht und damit die Intensität des Eingreifens reduziert. Versierte Fahrer können das ESC im Modus „ESC off“ zudem komplett für alle Fahrsituationen deaktivieren; der „Front Assist“ und der „Ausweichassistent“ reaktivieren im Notfall allerdings das ESC-Vollsystem. Die beiden ans optionale R-Performance-Paket gebundenen weiteren Fahrmodi gelten als Profilerweiterungen von „Race“. Sie sorgen unter anderem für optimale Traktion auf anspruchsvollen Rennstrecken wie der Nürburgring-Nordschleife („Special“) und für vereinfachtes Driften für alle, die am Quertreiben Spaß haben.
BRAND: Volkswagen AG
virtualdesignmagazine Michael Hiller