Im Mai zeigte die internationale Zulieferermesse interzum in Köln, was Möbeldesign und Innenausstattung der nächsten Jahre prägen wird.

Ob getrüffeltes Holz, kühle Betonwände von der Rolle, schwebende Türen, nach Kaffee duftende Wandverkleidungen oder eine Fake-Rost-Tür – es wird sinnlich in unseren vier Wänden.
Wo es überall glänzt und schimmert, wird Matt zum Zeichen von Exklusivität. Dunkles Matt ist das neue Schwarz – besonders aktuell in Form klassischer Schwarz-Weiß-Kontraste. Mattschwarz schafft durch Ton-in-Ton-Nuancen, Strukturen und Ornamentik verführerische Tiefe in der Fläche. Zusammen mit metallischen Akzenten in Hochglanz oder Matt – dominiert von Kupfer – und ungewohnten Farbkombinationen von Rot&Rosa bis zur angesagten Kombi von Türkis-Tönen und warmem Holz zeigte sich der Farb-Trend auf der diesjährigen internationalen Zulieferer-Messe interzum geprägt von matten und authentisch wirkenden Oberflächen. Im Angebot auch viele Nuancen heller Hölzer von gekälkter Eiche bis zur honigfarbigen Buche für Böden und Möbel.
Alle zwei Jahre zeigt die Branchen-Weltleitmesse interzum alle relevanten Neuheiten für den Innenausbau und die Möbelfertigung. Hier zeichnen sich die Entwicklungen bei den neuen Technologien und Materialien genauso ab wie die Trends bei den Farben und Oberflächen.
Innovative Technik und clevere Materialien setzen Impulse für das Möbeldesign

Schiebetüren, die nicht nur völlig plan in Möbel und Wände integriert werden können, sondern auf eine kurze Berührung auch auf und zu schweben (InLine S von Hettich), lichtdurchlässige Furniere (Radiant von Alpi), Betonwände oder rostige Türen von der Tapetenrolle (stoneslikestones), matte Oberflächen, die nicht nach jeder Berührung gleich wieder geputzt werden müssen (etwa das Nanotech-Material Fenix NTM von Arpa, Traceless von Resopal, XTreme von Pfleiderer oder Pianova Lackmatt von Niemann), oder Sofas, die sich dank eines cleveren Beschlagsystems (CoFix von Hettich) ruckzuck in handliche Einzelteile zerlegen lassen, wenn sie ins Dachgeschoss umziehen sollen – das sind innovative Features von Möbeln und Ausstattungen für den Interior-Design-Bereich, die nicht nur Endverbraucher, sondern auch Innenarchitekten und Möbeldesigner interessieren. Der Designer ist es schließlich, der die Funktionen konzipiert und die Formen festlegt, der sich für ein Material und eine Farbe entscheidet. Doch welche Möglichkeiten der Formung ihm zur Verfügung stehen, welche Materialien zur Konstruktion, Polsterung oder Verkleidung eines Möbels, und vor allem, zwischen welchen Oberflächen er auswählen kann – das ist weitgehend von den Unternehmen abhängig, die die Elemente entwickeln, aus denen Möbel, Wände und Fußböden gemacht werden. Daher ist bei Möbeln und in Magazinen meist erst in ein, zwei Jahren zu sehen, was auf der interzum gerade vorgestellt wurde.
Der Wunsch nach dem Originalen ist zu einem allgemeinen Trend geworden. Quasi als Ausgleich des in unserer Gesellschaft angelegten Widerspruchs von Individualismus und Massenfertigung ist das Echte und Einmalige geradezu zum Inbegriff von Kostbarkeit und persönlichem Stil geworden. Auch beim Einrichten ist Originalität Trumpf – ob echt oder nur fast echt erscheint vielfach zweitrangig. Und tatsächlich machen moderne Technologien heute sogar eine Individualisierung von in Massen gefertigten Gütern möglich.
Alles authentisch
Authentisch wirkende Materialien für Böden und Wände, Türen und Möbel, in Form von Tapeten, Laminaten, Arbeitsplatten und Bezugsstoffen aus Kunstleder und bedrucktem Kork (etwa die Kunstlederkollektion von ATN) sehen nicht nur täuschend echt aus und sind manchmal sogar robuster und pflegeleichter als ihre Vorbilder, sondern lassen sich zum Teil auch durch (Foto-)Motive oder exklusive Farbgebung individualisieren. Nur selten wird mit dem Label „Fake“ selbstbewusst gespielt – meist wird die authentische Optik konsequent und ohne jede Ironie durchgehalten. Mit überraschendem Erfolg: Ganze Wände zeigen ein täuschend echtes Cortenstahl-Rost-Rot oder ein textil wirkendes Jeans-Blau (Formica), bei manchen Böden weiß man nicht zu sagen, ob er aus Holz oder Beton gearbeitet ist (Atrium grau von Pfleiderer), und mit der Kompaktplatte Reysitop von Polyrey kann auch die längste Ladentheke problemlos in satt-mattem Kupfer erstrahlen. Besonders tiefe Strukturierung unterstützt eine täuschend echt wirkende Holzhaptik (etwa bei Meandra von Pfleiderer). 3D- und Starkschnittfurniere (bei Danzer in neuer, besonders starker 2mm-Ausführung) eignen sich ideal nicht nur für den Innenraum von Autos, sondern auch zur Realisation von Polstermöbelteilen, wie der Stuhl Seam von infinity by OMP zeigt, für dessen Schale Designer Klaus Nolting ein 3D-Furnier von Danzer verwandte. Auch das Gewicht spielt hierbei eine Rolle – sparen massiv aussehende, furnierte Holzfaserplatten (wie etwa Querkus von Decospan) oder Verbundplatten doch Gewicht, Rohstoff und Transportenergie. Wie überall auf der interzum zu sehen, macht die Möbelindustrie beim Thema Nachhaltigkeit stetig Fortschritte. So können Leichtbauwerkstoffe immer häufiger nahezu materialrein oder zumindest ohne schädliche Zusatzstoffe produziert werden. Das Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI stellte gar einen zu 100 Prozent aus Holz bestehenden, problemlos recycelbaren Holzschaum vor, der ganz ohne petrochemische Zusätze auskommt und als Ersatz für Verpackungsmaterialien und als Grundlage für Leichtbaumaterialien entwickelt wurde. Auch das gute alte Sperrholz kann ausgesprochen innovativ verwendet werden, wie die Bauplatte Flex von Ply Project zeigt, die Flexibilität und eine harte Oberfläche miteinander verbindet.

Kölnmesse

vdm

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