imm cologne 2016: Der Einfluss der Megatrends auf das Wohnen

Welche Auswirkungen haben die Megatrends unserer Zeit auf das Produkt Möbel?

Warum ist das Wohnen heute für viele Menschen eine Gefühlssache, während es für andere nur um die Notwendigkeit einer sicheren Behausung geht? Warum sind Sekretäre mit USB-Anschluss gerade so beliebt? Warum werden Möbel kleiner und flexibler? Wodurch werden Zeitgeist und Designentwicklungen gefüttert?

Eine Antwort auf diese Fragen bieten die großen weltumschließenden Megatrends. Unser Leben wird von grundlegenden gesellschaftlichen Einflüssen geprägt. Zur Beschreibung dieser epochalen und weltumschließenden Kräfte wird der Begriff „Megatrend“ genutzt. Megatrends sind die offensichtlichen, aber auch die unbemerkten Tiefenströmungen von Gesellschaften, die in unterschiedlichem Maße stattfinden. Die Identifizierung dieser Megatrends ist sehr hilfreich, um den derzeitigen Konsequenzen und den zukünftigen Veränderungen aufmerksam zu begegnen. Megatrends können mehrere Jahrzehnte aktuell sein, denn sie beschreiben Phänomene langfristig und dauerhaft. Somit unterscheiden sie sich deutlich von Trends, Moden und einem kurzfristigen Hype.

Ursache und Wirkung gehen bei der Entwicklung von Megatrends Hand in Hand. Ein Megatrend wird aus einem veränderten Werteverständnis und seinen Bedingungen geboren, genauso wie er von diesem gewandelten Werteverständnis dann selbst beeinflusst wird. Neben gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen kann ein Megatrend auch volkswirtschaftliche oder politische Auswirkungen haben. Er kann zum Beispiel den Marktwert eines Produktes grundlegend verändern sowie sein Angebot und seine Nachfrage positiv stimulieren. Genauso kann er ein Produkt obsolet erscheinen lassen und seine Nachfrage damit weitgehend eliminieren. Das macht er aber nicht aktiv, in Form eines einflussnehmenden Arbeitskreises oder Gremiums, eines bestimmenden Erlasses, einer Verordnung, eines Gesetztes oder eines politischen Entschlusses, sondern automatisch durch seine ihm ureigene Logik. Ein Megatrend ist also immer anpassungsfähig, aber nie aufzuhalten.

Megatrends beeinflussen die gesamte Zivilisation in jeder Gesellschaft. Manchmal sind sie dabei sogar widersprüchlich überlagernd und wirken in den unterschiedlichen Regionen dieser Welt und den verschiedenen sozialen Milieus unterschiedlich stark und teilweise zeitversetzt. Alles in allem sind Megatrends Ausdruck des menschlichen Bedürfnisses, die Welt zu ordnen, ihre Komplexität zu reduzieren und die Zukunft berechenbar zu machen.

Um Orientierung in diesem Kosmos zu bieten, hat die koelnmesse mit der imm cologne zusammen mit dem Verband der deutschen Möbelindustrie (VDM) ein Booklet herausgegeben. Es ist ein handliches Werkzeug, um selbst einen verlässlichen Blick in die Zukunft des Wohnens und des Möbels zu werfen.

Ursprünglich in die öffentliche Diskussion gebracht (Anfang der 1980er Jahre) hat den Megatrend-Begriff und seine Thematik der US-amerikanische Forscher John Naisbitt. Viele seiner dreißig Jahre alten Megatrends sind heute noch gültig und erkennbar. Die dem vorliegenden Booklet zugrundeliegende Megatrend-Map-Systematik ist in Deutschland vom Zukunftsinstitut um Matthias Horx veranschaulicht und dokumentiert worden.

Das vorliegende Booklet betrachtet in deutscher und englischer Sprache die einzelnen Megatrends isoliert voneinander, auch wenn sie oft nicht linear, sondern mehrdimensional vernetzt sind. Schließlich ermöglichen ihre elf verschiedenen Titel diese Zuspitzung selbst. Es wird erstmals dargelegt, wie die elf Megatrends Konnektivität, Female shift, Silver Society, Mobilität, Neo-Ökologie, Gesundheit, New Work, Urbanisierung, Individualisierung, Globalisierung und Neues Lernen die Ansprüche an das Wohnen und die Auswirkungen auf das Produkt Möbel bestimmen.

Nachfolgend einige durch Megatrends stimulierte Wohn- und Möbelbeispiele. Zu jedem Megatrend gibt das komplette Booklet Aufschluss.

Der Wunsch nach Konnektivität zeigt sich beim Wohnen, wenn ein Backofen vom Wohnzimmer aus mit dem Smart Phone überprüft, ein Licht aus dem Urlaub an- und ausgeschaltet wird, wenn die Frontscheibe einer Mikrowelle gleichzeitig ein PC-Monitor ist und kabellose Lautsprecher den Wohnraum beschallen.

Female Shift zeigt sich beim Wohnen, wenn sich im Neubau der offen gestaltete Grundriss durchgesetzt hat. Hier verschmelzen Küche, Essbereich und Wohnzimmer zu einer räumlichen Einheit. Nicht zuletzt, weil die Hausfrau nicht mehr hinter verschlossener Tür in der Küche kocht. Viele neue Möbel sind Material-leicht und auch für Frauen handlicher zu bewegen, die Küchentheke ist elektrisch höhenverstellbar und der Schwenkarm für den Flachbildschirm eine Selbstverständlichkeit.

Der Anspruch der Silver Society zeigt sich beim Wohnen, wenn zur Erhaltung des individuellen und privaten Lebensstils moderne Barrierefreiheit in der Ausstattung der eigenen vier Wände Einzug hält. Die bodentief eingebaute Dusche oder der Lift im Eigenheim sind Beispiele. Bei Möbeln sind höhere Betten zum leichteren Hineinlegen und Aufstehen genauso angesagt wie automatisches Licht im Kleiderschrank, leichte und rollbare Kastenmöbel oder bequeme Esssessel für langes angenehmes Sitzen.

Mobilität im Wohnen verursacht in vielerlei Hinsicht Veränderungen. Es ist ein Markt für leicht tragbare Pappmöbel entstanden sowie ein Markt für Leihmöbel auf Zeit. Je nach Bedarf müssen Möbel in ihren Eigenschaften flexibel sein. Schrankbetten erleben einen Aufwind, und der kleine Sekretär kann beim Umzug schnell verstaut und mitgenommen werden. Insgesamt haben Möbel immer weniger Gewicht. Leichtbauplatten – für Regale, Schränke, Arbeitsplatten – sind rund 30 Prozent leichter als vergleichbare Holzwerkstoffe.

Wohnen mit dem Thema Neo-Ökologie heißt, authentischen und natürlichen Materialien den Vorzug zu geben. Neben Holz sind es Stein, Metall, Kork, Filz usw., allesamt ehrliche Werkstoffe, die die Menschen bevorzugen. In diesen Megatrend hinein spielt auch das Thema „Upcycling“. Produkte werden nicht weggeworfen, sondern in einem neuen Produkt teilweise oder ganz wiederverwendet. In der Möbel- und Einrichtungsbranche werden zum Beispiel alte Fachwerkhausbalken zur Produktion von Tischplatten verwendet, ausrangierte Servicewagen zu Home Office Caddys umfunktioniert oder alte Teppiche zu neueingefärbten Patchwork-Belägen verarbeitet.

IMM Köln

 

vdm Michael Hiller

http://studiomichaelhiller.de/

 

 


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