Man nennt ihn den Baustoff des 20. Jahrhunderts – dabei hat Beton eine weit längere Geschichte. Schon vor 14.000 Jahren nutzten Handwerker im Osten der heutigen Türkei Mörtel aus gebranntem Kalk. Vor rund 3.000 Jahren gelang den Phöniziern eine entscheidende Produktverbesserung: Durch die Mischung von Mörtel mit vulkanischem Gestein schufen sie ein Material, das sehr haltbar und – anders als Mörtel auf Kalkbasis – nicht wasserlöslich war. Diese Technik machten sich die Römer zunutze und als „Opus caementitium“ eroberte dieser Baustoff Europa.
Wie so viele Errungenschaften geriet das Material im Mittelalter in Vergessenheit und wurde erst im 18. Jahrhundert wiederentdeckt – wo zum ersten Mal die Bezeichnung „Beton“ verwendet wurde. Waren es lange Zeit nur die Materialeigenschaften, die den Siegeszug von Beton in der Architektur befeuerten, wurden im letzten Jahrhundert auch seine ästhetischen Werte immer mehr geschätzt. Seit den 1960er-Jahren setzt man Betonoberflächen gezielt als gestalterische Elemente ein.
Und heute? Heutzutage findet der Baustoff sogar seinen Weg in die Küche: In der Studie „Wohnen und Leben 2014“ der CreditPlus Bank wurden die Teilnehmer gefragt, welchem Möbeltrend sie folgen würden, wenn Geld keine Rolle spielte: Immerhin sieben Prozent der Deutschen machten ihr Kreuz bei „Küchen mit besonderem Design wie etwa Beton-Look“. Eigentlich ist es naheliegend, denn Beton wirkt zeitlos und spricht so eine designaffine Zielgruppe an. Die süddeutschen Küchenhersteller LEICHT und Zeyko bedienen mit neuen Modellen diesen außergewöhnlichen Stil.
LEICHT hat mit „Concrete“ ein Modell im Programm, das die einzigartige Ästhetik des Materials in die Küche überträgt. Die in drei verschiedenen Grau- und Rosttönen erhältliche Linie ist ein handgefertigtes Unikat, wie Ingo Sigler von LEICHT erläutert: „Für die Fronten wird zunächst eine MDF-Trägerplatte mit Polyester gefüllert und je nach Farbe in einem passenden Grundton seidenmatt lackiert. Auf diese Fläche wird dann Feinbeton in einer Schichtstärke von ca. 0,5 bis 1 Millimeter von Hand aufgezogen.“ So entsteht das einmalige Oberflächenbild mit Strukturen, die das Licht unterschiedlich brechen und die Front quasi zum Leben erwecken.
Ein ähnliches handwerkliches Verfahren setzt Zeyko bei seinem Modell „Horizon Forum Stucco“ ein, das in drei Brauntönen erhältlich ist. Wie bei LEICHT wird auch bei Zeyko der Beton nach dem Auftragen noch einmal abschließend bearbeitet. „Nach der Trocknung versiegeln wir die Fläche zweifach mit Strapazierlack. So ist der Betonspachtel absolut küchentauglich“, erklärt Zeyko-Marketingleiter Tobias Hollerbach. Spätestens in Kombination mit lackiertem Glas oder natürlichem Nussbaum verschmelzen Beton-Fronten zu einem eleganten, wohnlichen Design. Das gelegentlich noch bei Verbrauchern bekannte Image des rein funktionalen Bauwerkstoffs – Stichwort: Betonklotz – wird so ganz sicher widerlegt. Überzeugen kann man sich davon auch auf der LivingKitchen 2015, wo noch weitere Hersteller Küchentrends zum Thema Beton präsentieren werden.
Quelle: imm cologne / Kölnmesse