The World@Home: Authentische Design-Kollektionen aus Afrikas Süden

Ethno-Design, speziell aus Afrika, ist seit einigen Jahren aus dem Spektrum der Interior Design-Accessoires nicht mehr wegzudenken. Doch wer Kitsch-freie und fair gehandelte Produkte haben will, muss lange suchen. Die neue Kollektion von Sebastian Herkner ist da eine echte Ausnahme.
Die Handwerkskunst der indigenen Völker Afrikas ist so vielfältig wie faszinierend. Europäer neigen dazu, sie zu romantisieren, genauso wie die ursprüngliche Lebensweise, die sich viele Menschen dort bewahrt haben. Beides jedoch – Handwerk und Lebensalltag – ist vor allem von den harten Lebensumständen geprägt. Hier entscheidet der Zugang zu den Ressourcen und zu den Märkten noch ganz unmittelbar über Form und Erfolg eines Produkts.
Genau da setzt ein von der Europäischen Union gefördertes Kooperationsprojekt an. „Basket Case“ bringt traditionelles Handwerk und europäische Designer zusammen, um den in ländlichen Regionen Simbabwes lebenden Menschen eine Perspektive aufzuzeigen und ihnen eine Tür in den internationalen Markt öffnen. Träger der Initiative sind das EUNIC Zimbabwe Cluster (British Council, Alliance Française und Goethe Institut) und die National Gallery of Zimbabwe (NGZ) in Harare, in deren frisch renovierten Räumen im Herbst 2014 eine Ausstellung zu dem Thema zu sehen war.

Einer, der sich in diesem Projekt engagiert, ist der Offenbacher Designer Sebastian Herkner. Hier das marktreife Ergebnis seines durchgeführten Workshops: Die Körbe Fara und Pamwe.
Es sind Produkte mit Geschichte. Sie werden nach seinem Entwurf in Handarbeit von Frauen aus dem Norden Zimbabwes hergestellt, mit Materialien, die sie vor Ort finden können. Um nicht „an den Realitäten vorbei“ zu entwerfen, kam der Deutsche zu einem zweiwöchigen Workshop in das Binga Craft Centre im Norden Zimbabwes, wo er mit zwanzig Frauen im Alter zwischen 17 und 70 zusammenarbeitete. Hier lernte er nicht nur die Arbeitsbedingungen und die traditionellen Techniken kennen, sondern auch die Menschen und ihre Kultur, deren Lebenseinstellung und Zusammenhaltgefühl ihn beeindruckten. Für die meisten der im Craft Centre organisierten Frauen ist diese meist in Heimarbeit ausgeführte Tätigkeit die einzige Möglichkeit, etwas Geld für sich und ihre Familien zu verdienen.
Das Projekt hat mir geholfen, eine gute Balance für mich und meine Arbeit zu finden“, so der Offenbacher Designer, dessen steile Karriere mit einem ausgesprochen exklusiven Produkt, dem Bell Table (Classicon) startete. „Das war eine gute Erfahrung, aber auch ein Kontrastprogramm: Erst eine Woche Mailand, um dann direkt nach dem Design-Zirkus in den Busch nach Simbabwe zu kommen und Körbe zu flechten, ohne Strom und ohne Wasser. Aber mit einer Ehrlichkeit, mit einem Glück von den Leuten, mit einer Gastfreundschaft, mit einer Offenheit, wie ich sie bei uns kaum kenne.“

„Wir saßen zusammen auf dem Boden haben mit Händen und Füßen kommuniziert, die Jüngeren konnten etwas Englisch“, berichtet Herkner. „Sie haben sich gefreut, einen Workshop mit jemandem aus einer anderen Kultur zu machen, der offen ist. Das war ein ganz anderes Miteinander, und sicherlich auch ein ganz anderes Tempo. Sie haben zusammen gesungen, getanzt. Es ging ums Teilen, es ging um Freude, ich habe keinen einzigen Streit mitbekommen. Deswegen habe ich auch sofort die Idee gehabt, über ‚Das Haus‘ etwas von dieser Gastfreundschaft, von dieser Offenheit mitteilen zu können. Etwas zusammen zu machen, zusammen zu kochen oder zu teilen ist ein sehr wichtiges Element von ‚Das Haus‘.
Die im Workshop erarbeiteten Lösungen führten zu zwei Kollektionen mit unterschiedlichen Designs und Konzepten. Die Körbe und Schalen der Kollektion Fara zeigen traditionelle Muster, die in einer Kombination von natürlichen Materialien und bunten, in dieser Gegend sonst für Reissäcke verwendeten Fasern neu interpretiert und individuell umgesetzt wurden. Die zweite Kollektion, Pamwe, kombiniert nicht nur zwei Materialien – Lehm und Naturfasern –, sondern auch zwei Handwerkstechniken, nämlich Töpfern und Korbflechten. Die Produkte repräsentieren den Reichtum und die Schönheit der Tonga-Kultur.

imm Köln

VDM Michael Hiller

 

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