KULTUR: Petershagen (lwl). „Leuchten der Moderne“ präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vom 10. Februar bis 25. August 2019 in einer Sonderausstellung zum 100. Geburtstag des Bauhauses. Die Schau im LWL- Industriemuseum Glashütte Gernheim widmet sich den Rahmenbedingungen von Produktgestaltung und Industriedesign des frühen 20. Jahrhunderts. Sie schlägt den Bogen vom hitzebeständigen Glas über das Industriedesign des Art Déco, die Konzepte des Bauhauses und Wilhelm Wagenfelds Entwürfe bis hin zu den Formen der sogenannten „Neuen Sachlichkeit“.
Unter den gezeigten Objekten befinden sich viele seltene, noch nie gezeigte Stücke. Begleitet wird die Präsentation von zeitgenössischen Fotos, Werbematerial, Katalogen und Entwurfszeichnungen. „Das Material illustriert einen einschneidenden Abschnitt der deutschen Technik- und Designgeschichte, in der das elektrische Licht innerhalb weniger Jahre die Gaslichtbeleuchtung verdrängte“, erklärt Museumsleiterin Dr. Katrin Holthaus. Die Ausstellung bietet auch Neues: Fünf Designerinnen und Designer der Gegenwart entwickelten exklusiv für die Präsentation im LWL-Industriemuseum Neuinterpretationen einiger Wagenfeld-Leuchten und bezeugen damit die Relevanz der Leuchten-Gestaltung für die Gegenwart. Zudem ist die mundgeblasene Replik einer nur noch als Entwurf erhaltenen Wagenfeld-Leuchte zu sehen.
Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojektes „100 Jahre Bauhaus im Westen“ des Landes NRW sowie der beiden Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe. Sie wird am Sonntag (10.2.) um 15 Uhr eröffnet.
Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören Führungen, Workshops und Exkursionen (s.u.). Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist der Eintritt frei.
Hintergrund
Ausgangspunkt sind zwei Sammlungen in Jena. An diesem Traditionsstandort der optisch-feinmechanischen Industrie und der Spezialglasherstellung existierte bereits seit den 1880er Jahren ein Kompetenz-Cluster zur Herstellung von Beleuchtungsglas und Beleuchtungskörpern. Für das Ausstellungsprojekt werden die Beleuchtungsglas-Bestände dieser Sammlungen erstmals präsentiert und um Exponate aus weiteren Privatsammlungen ergänzt.
Noch nie gezeigte Leuchten werden im Mittelpunkt der Präsentation stehen. Begleitet werden sie von zeitgenössischen Fotos, Werbematerial, Katalogen und Entwurfszeichnungen. „Das Material illustriert einen einschneidenden Abschnitt der deutschen Technik- und Designgeschichte, in der das elektrische Licht im öffentlichen Raum ebenso wie im Innenraum innerhalb weniger Jahre die bis dahin vorherrschende Gaslicht-Beleuchtung verdrängte. Licht und Beleuchtung übernahmen in einer neuen Qualität eine entscheidende Rolle im Gepräge und der Organisation von Räumen“, erläutert Museumsleiterin Holthaus.
Bei Schott & Gen. hatte man mit dem Roban-Glas ein hitzebeständiges Milchglas zur Verfügung, das die üblicherweise in der Leuchtenherstellung verwendeten Opalgläser wegen seiner günstigen Streuungseigenschaften überbot. Gleichzeitig arbeiteten im nahen Weimar am Staatlichen Bauhaus Gestalter an formalen Herausforderungen, die sich aus der neuen elektrischen Lichttechnologie ergaben. Der von Walther Gropius erhobenen Forderung „Kunst und Technik eine neue Einheit!“ bot sich das Aufgabenfeld von Wohnkultur und zeitgemäßer Beleuchtung besonders an. In der Metallwerkstatt des Bauhauses arbeitete Wilhelm Wagenfeld und stellte 1924 eine Tischleuchte mit Kuppel aus Jenaer Glas vor – ein legendärer Entwurf, bis heute populär als „Bauhaus-Leuchte.“ Ab 1931 entwickelte Wagenfeld am Jenaer Glaswerk ein Sortiment von Leuchten, unter anderem auch Modelle der „Astax“-Reihe: Leuchten, deren Korpus ganz oder teilweise verspiegelt war.
Die Reklame für das moderne Glas aus Jena konzipierte Lázló Moholy-Nagy und kultivierte dabei das Licht als zeitgemäßes gestalterisches Medium. Mit Jena ist auch der Name Zeiss als führendes Unternehmen der optisch-feinmechanischen Industrie verbunden. 1926 hatte sich das Unternehmen mit anderen Herstellern von Fotokameras zum Zeiss Ikon-Konzern mit Sitz in Dresden zusammengeschlossen. Zur Produktpalette gehörten auch verspiegelte Leuchten, produziert im Goerzwerk in Berlin. Einige Modelle entwarf Adolf Meyer, Architekt, Meister am Weimarer Bauhaus und langjähriger Mitarbeiter von Walther Gropius. Dr. Katrin Holthaus: „Die Zeiss Ikon-Leuchten stehen beispielhaft für die klare, aus stereometrischen Einzelelementen bestehende Formensprache der Neuen Sachlichkeit.“
Partner und Förderer
Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojektes „100 Jahre Bauhaus im Westen“ des Landes NRW sowie der beiden Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe unter Schirmherrschaft der NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Isabel Pfeiffer-Poensgen. Infos unter www.bauhaus100-im-westen.de. Die Schau wurde maßgeblich durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) gefördert. Ab September 2019 wird „Leuchten der Moderne“ im Stadtmuseum Jenazu sehen sein.
Eröffnung
Bei der Eröffnung am Sonntag (10.2.) um 15 Uhr begrüßt Michael Pavlicic, stellvertretender Vorsitzender der LWL-Landschaftsversammlung, die Gäste. Grußworte sprechen Kirstin Korte, stellvertretende Landrätin des Kreises Minden-Lübbecke, sowie Dieter Blume, Bürgermeister der Stadt Petershagen. Das Projekt „100 Jahre Bauhaus im Westen“ stellt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale als Kuratoriumsmitglied vor. Eine kuratorische Einführung in die Ausstellung geben Prof. Jakob Gebert, Armin Huber und Dr. Angelika Steinmetz-Oppelland.
+++ Hinweis für Redaktionen +++ Einladung zum Fototermin +++
Wir laden Sie herzlich ein zum Fototermin mit den Eröffnungsrednern am Sonntag (10.2.) um 14.45 Uhr im LWL-Industriemuseum GlashütteGernheim, Gernheim 12, 32469 Petershagen.
Begleitprogramm
„Probieren Sie es selbst!“
Glasblasen für Kinder und Erwachsene ab 12 Jahren. Anmeldung unter E-Mail: glashuette-gernheim-shop@lwl.org oder Tel. 05707 9311-26. Termine: 17.2., 17.3., 31.3., 14.4., 5.5., 19.5., 23.6.2019, jeweils 10.30-13.30 Uhr
Öffentliche Führungen
Termine: Sonntag, 3.3., 31.3., 21.4., 19.5., 16.6., 14.7., 11.8., 25.8.2019, jeweils 15.30 Uhr (auch buchbar)
Workshops
Sa, 9.3. 11-14 Uhr: Bauhaus – Workshop für Kinder von 7-11 Jahren: Bauhaus-Leuchte
So, 10.3. 11-14 Uhr: Bauhaus – Workshop für Erwachsene. Einführung in die Gestaltungs-philosophie des Bauhauses.
Exkursionen
Fagus-Werk, Alfeld: Architektur-Führung. Sa, 23.3., 10 Uhr bzw. 12 Uhr Besucherzentrum
Wilhelm Wagenfeld-Stiftung, Bremen. Sa, 22.6., 10 Uhr Bhf. Petershagen-Lahde bzw. 14 Uhr Foyer.
Anmeldungen: Sabine.Jungcurt@lwl.org oder 05707 931138
Katalog
Der Katalog mit Beiträgen von Jakob Gebert, Armin Huber, Annemarie Jaeggi, Hanna Krüger, Robin Rehn, Angelika Steinmetz-Oppelland und Christoph Wowarra erscheint im März 2019 im Klartext Verlag, Essen.
Leuchten der Moderne. Glaspruduktion im Licht des Bauhauses
10. Februar bis 25. August 2019
LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim
Gernheim 12 | 32469 Petershagen
Geöffnet Di–So 10–18 Uhr
www.lwl-industriemuseum.de
Bildzeilen:
Deckenbeleuchtung aus einem Katalog des Jenaer Glaswerks Schott & Gen, unter anderem mit Leuchten von Wilhelm Wagenfeld, 1930-32. Foto: Schott Archiv
Werbung für die Roban-Leuchte aus Jenaer Glas. Entwurf von Laszlo Moholy-Nagy, um 1935. Foto: Schott Archiv
In der Glashütte Gernheim wurden eigens für die Ausstellung Neuinterpretationen von Wagenfeld-Leuchten produziert – hier nach einem Entwurf von Hanna Krüger und Jakob Gebert. Foto: LWL / Hübbe
Zeiss Ikon Stufenspiegel-Pendelleuchten. Entwurf von Adolf Meyer, 1930. Foto: Uli Steube
Pressekontakt:
Tim Penning, LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim, Tel. 05707 9311-0
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
vdm Michael Hiller