LIFESTYLE/MUSIC: Räumlicher Klang, der sich in alle Richtungen bewegt
Zane Lowe von Apple Music erklärt, wie 3D-Audio die Musik verändern wird
Zum Start von 3D-Audio auf Apple Music erklärt Zane Lowe, Co-Head of Artist Relations und Radiomoderator des Streaming Services, was die neue Technologie für Fans und Künstler:innen bedeutet
Zuerst gab es Mono, dann Stereo, und jetzt gibt es 3D-Audio. Räumlicher Klang ist ein immersives Erlebnis mit Sound, der sich um einen herum in verschiedene Richtungen bewegt. Eine Art von Erfahrung die wir bisher nur aus dem Kino kennen. Habt Ihr Euch jemals gefragt, wie das mit Musik funktionieren würde? Ich habe es getan.
Ich bekam zum ersten Mal die Gelegenheit 3D-Audio auf AirPods zu hören; ich war zunächst verwirrt. „Funktioniert das wirklich auf AirPods? Wann muss ich in mein Auto steigen und in ein Tonstudio mit speziellen Lautsprechern fahren?“ Sie haben einfach nur gesagt: „Nein, nein – drück’ einfach auf Play.“
Zu den ersten Songs, die ich gehört habe, gehörten Lady Gagas „Rain on Me“ und Kanye Wests „Black Skinhead“. Es war schwer in Worte zu fassen, denn mein ganzes Leben habe ich in einer Umgebung aus zwei Kanälen verbracht; ich wurde mit Stereo geboren. Mir wurde klar, dass es viele Künstler:innen in der Vergangenheit und Gegenwart geliebt hätten, sich mit dieser Art von Technologie anzufreunden – um ihre Songs zum Leben zu erwecken, sie größer zu machen und sie einfach auf eine Ebene zu bringen, an die vorher noch niemand gedacht hatte. Aber sie hatten nur zwei Stereokanäle, mit denen sie experimentieren konnten. Jetzt können sie darüber hinausgehen. Man kann also Teile von Songs von hinten und um einen herum hören? Ich dachte mir: „Das ist voll mein Ding. Ich hab’s verstanden.“ Fernsehen hat HD bekommen – Musik bekommt jetzt 3D.
Was ich sofort gedacht habe, war: „Wie werden Künstler:innen das verwenden? Wie wird Lil Baby das einsetzen? Wie werden Olivia Rodrigo oder Peggy Gou es nutzen? Was wird Frank Ocean daraus machen? Werden sie anfangen, Musik mit der Idee einer dreidimensionalen Umgebung zu kreieren, im Gegensatz zu einer Umgebung aus zwei Kanälen?“
Ich bin fasziniert davon, wie ich mit 3D-Audio auf eine andere Art und Weise von meinen Lieblingssongs emotional berührt werden könnte. Es geht ja alles durch meine Ohren und löst etwas Spezielles aus, oder? Das ist mir klar geworden, als ich diese Songs in 3D hörte: Ich hörte mir diese Songs an, die ich sehr gut kannte, aber ich fühlte etwas anderes. Es geht also nicht nur darum, wie es am Ende klingen wird, sondern viel mehr darum, wie Songs sich anfühlen.
Ich glaube, was passieren wird, ist, dass Künstler:innen damit beginnen werden, Dinge zu hören, die sie vorher nicht gehört haben. Stell’ Dir vor, Billy Corgan sagt zum Tontechniker:in: „Als ich mir 1993 das Gitarrensolo am Anfang von ‚Quiet‘ ausgedacht hatte, wollte ich, dass die Gitarre aus dreieinhalb Meilen Entfernung hinter Dir zu hören ist – und dann, dass einem der Sound in 3,2 Sekunden direkt ins Gesicht springt, genau in dem Moment, in dem Jimmy Chamberlins Schlagzeug einsetzt.“ Natürlich bin ich nicht Billy Corgan und habe mir das nur ausgedacht. Aber wenn ich mir das schon vorstellen kann, was wird dann wohl erst Billy tun?
In der Musik der neueren Zeit dreht sich oft alles um Innovation. Von Mehrkanalaufnahmen, über E-Gitarren, Mikrofone und Synthesizer, bis hin zu Tape Echos und Samplern, zu MIDI und iPod – so viele Technologien wurden erfunden, um Musik abzuspielen, zu erfassen, aufzunehmen, zu mischen und zu teilen. Mit 3D-Audio haben Musiker:innen, Tontechniker:innen und Produzent:innen dieses erstaunliche neue Werkzeug, um Millionen von Menschen ein neues 3D-Erlebnis zu bieten. Alles beginnt mit einem neuen Werkzeug, mit dem Künstler:innen experimentieren können, und schließlich landet man bei „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“; man landet bei „Pet Sounds“.
Es wird von den Künstler:innen kommen, die die Technologie adoptieren. Es braucht Investitionen von den Leuten, die es nutzen werden und den Leuten, die es lieben werden. Als ich als Kind anfing, Beats zu erstellen, musste man jede Menge Geld sparen, um sich einen Sampler leisten zu können. Die waren nicht gerade leicht zu bekommen; nur sehr wenige davon waren auf Lager. Mit 3D-Audio kann ich meine AirPods einstecken, auf Play drücken und räumlichen Klang erleben; Fans und Künstler:innen haben die Möglichkeit sich das sofort anzuhören und solche Musik jetzt zu machen. Das ist der Punkt, an dem sich die Dinge ändern, denn es wird junge Menschen beeinflussen, die da sitzen und zuhören und sagen: „Ich will, dass meine Musik auch so gut klingt.“
Ab hier wird das es eine wirklich spannende Reise werden. Irgendwann wird es neue Künstler:innen geben, die mit 3D geboren werden, so wie ich mit Stereo geboren wurde. Künstler:innen werden in Zukunft vielleicht nie darüber nachdenken, eine Platte in Stereo aufzunehmen – denn alles, was sie je gekannt haben, ist 3D. Und 3D-Musik zu machen, wird immer besser werden. Apple wird noch in diesem Jahr Werkzeuge zum Erstellen immersiver Musik direkt in Logic Pro integrieren. So wird jede:r Musiker:in in der Lage sein, seine Songs in 3D-Audio für Apple Music zu erstellen und abzumischen – egal, ob im Studio, zu Hause oder wo auch immer
Natürlich wird es Stereo immer geben – niemand wird kommen und Stereo abschaffen, genauso wenig wie Mono. Ich habe eine Menge Platten in Mono in meiner Sammlung, und sie klingen großartig, weil sie dafür gemacht wurden, in Mono gehört zu werden. Musik, die dafür erstellt wurde, in Stereo gehört zu werden, wird in Stereo auch weiterhin unglaublich gut klingen. Aber jetzt wird die Musik ihren Weg in eine 3D-Umgebung finden. Es geht nicht um das Ende von irgendetwas, sondern um den Anfang von etwas Neuem.
— Zane Lowe, Apple Music
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virtualdesignmagazine Michael Hiller