MOBILITÄT: Erste große „Augen-Blicke“ beim Käfer Prototyp V3 (1936, Replika) + 1 Beitrag zu den Fakten des Käfers!
Vom funktionalen Scheinwerfer zum individuellen Lichtszenarium
Zwischen den Sechs-Volt-Bilux-Scheinwerfern des Käfers und den Lichtszenarien zukünftiger Modellfamilien liegen Lichtjahre der Entwicklung. Doch vor allem prägen neue Werkstoffe und Technik die Gesichter von Marke und Modell. Sandra Sturmat, Urs Rahmel und Michael Werner aus der Design-Abteilung kommentieren hier exklusiv die wichtigsten Stationen auf dem Weg von der funktionalen Beleuchtung zum Lichtdesign.
Urs Rahmel – Leiter Volkswagen Design Exterieur Details
Über Jahrzehnte hinweg waren Autoscheinwerfer rund. Anfangs, wie bei Kutschen, frei stehend montiert, nur eben neben großen Kühlermasken. Mit Einführung der Großserie gerieten Autos kompakter und Leuchten wurden in die Karosserien integriert. So begannen Form, Größe und Anordnung von Scheinwerfern Markengesichter zu prägen. Die runden Scheinwerfer verliehen dem Käfer seine typischen freundlich dreinblickenden „Augen“. Die Käfer-Fronten veränderten sich, aus den „liegenden“ wurden „stehende“ Scheinwerfer. Neue Modelle mit neuen Gesichtern kamen hinzu: der 411 mit ovalen Hauptscheinwerfern, der K 70 mit Breitband-Leuchten, Passat, Golf … Doch das Spektrum der Formgebung blieb begrenzt, bis neue Materialien und Verarbeitungstechniken das Lichtdesign revolutionierten: Die Klarglasscheinwerfer mit Kunststoff-Freiformreflektor, die erstmals 1997 einen Serien Volkswagen prägten (Golf IV), gingen außerdem zurück auf das 1995 innerhalb von Volkswagen Design neu gegründete Scheinwerfer-Team. Dank CAD-Daten kann seitdem ganzheitlich gestaltet werden – ein völlig neues Terrain für die Volkswagen Designer! Xenon und LED erhellen den Weg zu Technik und Design von morgen.
Käfer – die Anfänge
„Licht war erst einmal einfach nur funktional.“ (Urs Rahmel)
Große runde Augen: Die Scheinwerfer des frühen Käfer prägten sein Erscheinungsbild entscheidend. Waren die Scheinwerfer beim Prototyp V3 noch aufgesetzt, wurden sie später bereits in die Fahrzeugfront integriert. Aufgrund der 6-Volt-Elektrik erscheint die Lichtausbeute im Käfer aus heutiger Sicht bescheiden. Aber sie entsprach dem zeitgenössischen Standard und erreichte die gesetzlichen Lichtwerte. Beim Käfer kamen ab 1960 geänderte Scheinwerfer für asymmetrisches Abblendlicht zum Einsatz. Licht war funktional. Rund, mit Streuscheibe, zweidimensional.
Käfer – 12 Volt Bordelektrik (1967)
„Vertrautes Käfer-Gesicht, nur frischer. Entwicklung ist immer auch Evolution.“ (Michael Werner)
Ein echter „Lichtblick“ bedeutet ab 1967 die auf 12 Volt erstarkte Bordelektrik. Die Position der Scheinwerfer am Käfer verändert sich ebenfalls: Ab dem erwähnten Jahr sind sie „stehend“ ausgeführt und sorgen für ein verändertes, modernes Erscheinungsbild. 1969 wird zudem das Halogenlicht bei Volkswagen eingeführt, ab 1971 halten nochmals stärkere H4-Scheinwerfer Einzug im Käfer. Damit verfügt das Erfolgsmodell über die erste Lampe mit Halogentechnik für Abblend- und Fernlicht, welche die Sichtweite übrigens verdoppelt. Gute Aussichten!
Golf IV – Klarglasscheinwerfer (1997)
„Als hätte das Auto die Augen geöffnet.“ (Sandra Sturmat)
Ein Quantensprung: Der Golf IV präsentierte sich ab 1997 als Innovationsträger. „Mit diesem Scheinwerfer setzten wir neue Maßstäbe – mit der Gestaltung des Innenlebens! Die neue Technologie (Kunststoff-Freiformreflektor) ermöglichte es nun, die Augen des Fahrzeugs neu zu interpretieren und zu definieren“, fasst Michael Werner die große technische Entwicklung zusammen. Die Streuscheibe hatte ausgedient, der Freiformreflektor erhöhte deutlich die nutzbare Lichtintensität. Die neuen Scheinwerfer prägten fortan das Markengesicht und verliehen der Fahrzeugfront – unter Wahrung des typischen Volkswagen Designs – einen eigenen Ausdruck,. Auch die Kombination von Xenonlicht und Klarglasscheinwerfer war erhältlich.
Golf IV: seit 1997 Innovationsträger mit Kunststoff-Freiformreflektor
Phaeton – erster Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht (2007)
„LED weist in die Zukunft.“ (Urs Rahmel)
LED-Leuchten benötigen nur etwa ein Viertel der Energie von H4-Lampen. Und sollen zukünftig an Energie nur noch die Hälfte dessen benötigen, was aktuelle Xenon-Lampen verbrauchen. Zudem sind sie haltbar und von einer Farbtemperatur, die nahe an der des Tageslichts liegt. Erster Volkswagen mit LED-Tagfahrlicht im Scheinwerfer und einer Voll-LED-3D-Heckleuchte war 2007 der Phaeton. „Mit LED weisen Technik und Design in die Zukunft“, sagt Urs Rahmel. So bietet der Arteon als erster Volkswagen ein dynamisches Kurvenfahrlicht mit neuer, vorausschauender Regelung: Die LED-Doppelscheinwerfer leuchten bereits bis zu zwei Sekunden vor dem eigentlichen Ansteuern einer Kurve deren Verlauf aus.
Arteon (2017): Das serienmäßige LED-Projektionssystem bietet eine deutlich bessere Lichtperformance. Das LED-Abblend- und -Fernlicht strahlt mit einer tageslichtweißen Farbtemperatur in die Dunkelheit und macht das Autofahren entspannter, ermüdungsfreier und sicherer
LED ist das neue Xenon. In immer mehr Baureihen lösen leistungsstarke LED-Scheinwerfer die Xenon-Systeme ab. Vom Arteon bis zum Polo reicht die aktuelle Volkswagen Modellpalette mit LED-Scheinwerfern. So bietet der neue Polo serienmäßig LED-Tagfahrlicht und lässt sich mit Features wie lichtstarken Voll-LED-Scheinwerfern, LED-Rückleuchten und LED-Ambientebeleuchtung auch Licht-mäßig weiter individualisieren.
Das Licht der Zukunft – leuchtende Aussichten
Studie Volkswagen ID. CROZZ: Lichtszenarien der Zukunft
„Kaum ein Element ist so emotional wie Licht.“ (Sandra Sturmat)
Nicht nur das Exterieur-Design und die Antriebsart weisen in die Zukunft: Licht ist ein elementarer Aspekt der zukünftigen Volkswagen Fahrzeugfamilie. Lichtszenarien werden die Gegenwart der Zukunft sein. „Die Volkswagen Showcars sind sehr visionär und bieten einen Blick in die Zukunft. Vieles ist noch Zukunftsmusik, moderne Lichttechnologien ermöglichen Designern aber ungeahnte Gestaltungsspielräume – und es macht unglaublichen Spaß, sich hier kreativ auszuleben!“, sagt Urs Rahmel. Früher gab es als Grundform den Lichtfleck – heute sind Designer und Techniker imstande, eine Lichtsignatur zu erschaffen. Diese hat einerseits einen deutlichen Wiedererkennungswert und wird zudem in der Zukunft personalisierbar sein. Der Charakter des Lichts wird sich verändern, Licht wird ganz neue Aufgaben bekommen. „Licht ist sehr dynamisch. Wurden früher ausschließlich Formen gestaltet, setzen wir in Zukunft auf eine vierte Dimension – Zeit. Zeitliche Abläufe werden bei der Lichtinszenierung eine Rolle spielen“, erklärt Sandra Sturmat begeistert. Licht wird der Kommunikation und der Interaktion dienen und das Auto individuell zum Leben erwecken. Die drei Designer sind sich sicher: Licht wird immer intelligenter.
Fotos/Text: Copyright: Volkswagen AG
virtual design magazine Michael Hiller
Ein weiterer Beitrag für Fans des alten Käfers: Wann passierte was?