Vor 30 Jahren: Mercedes-Benz Cabriolets der Baureihe 124 haben 1991 Premiere

Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet der Baureihe 124. Fahraufnahme mit geöffnetem Verdeck von links vorn. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A92F725) 124 model series Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet. Action photo with open soft top taken from the front left. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: A92F725)

MOBILITÄT/KLASSIK: Heute ein Klassiker

  • Rückkehr viersitziger offener Fahrzeuge in das Produktprogramm nach 20 Jahren
  • Elegantes Cabriolet als weitere Karosserievariante der erfolgreichen Baureihe 124
  • Hoher technischer Aufwand für passive Sicherheit und Fahrkomfort
Mercedes-Benz E 200 Cabriolet der Baureihe 124. Fahraufnahme mit geöffnetem Verdeck aus erhöhter Position von links hinten. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A94F199)
124 model series Mercedes-Benz E 200 Cabriolet. Elevated action photo with open soft top taken from the rear left. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: A94F199)

Stuttgart. Die Mercedes-Benz Cabriolets der Baureihe 124 sind begehrte junge Klassiker. Sie verbinden die Begeisterung am eleganten, offenen Fahren aufs Beste mit dem hohen technischen Niveau der oberen Mittelklasse der Stuttgarter Marke. Premiere haben sie vor 30 Jahren auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main vom 12. bis 22. September 1991 – sieben Jahre nach der Präsentation der Limousinen der Baureihe 124.

Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet der Baureihe 124. Exterieurfoto mit geöffnetem Verdeck von links. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A91F1331)
124 model series Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet. Exterior photo with open soft top taken from the left. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: A91F1331)
Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet der Baureihe 124. Exterieurfoto mit geschlossenem Verdeck von rechts hinten. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A92F784)
124 model series Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet. Exterior photo with closed soft top taken from the rear right. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: A92F784)
Mercedes-Benz E 220 Cabriolet der Baureihe 124. Exterieuraufnahme mit geöffnetem Verdeck von links hinten. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A93F1034)
124 model series Mercedes-Benz E 220 Cabriolet. Exterior photo with open soft top taken from the rear left. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: A93F1034)

 

Mercedes-Benz knüpft mit diesem offenen Viersitzer nach einer Pause von genau 20 Jahren erfolgreich an eine sportlich-luxuriöse Tradition an. Denn bis 1971 werden die legendären W 111/W 112 Cabriolets gebaut. Auf die Cabriolets der Baureihe 124, ab 1993 im Zuge der Nomenklaturänderung Mercedes-Benz E-Klasse Cabriolet genannt, folgen als offene Viersitzer mit Stoffverdeck die CLK-Cabriolets A 208 (1998 bis 2003) und A 209 (2003 bis 2010) sowie die E-Klasse Cabriolets A 207 (2010 bis 2017) und A 238 (seit 2017). Zudem haben im Jahr 2015 in der Mercedes-Benz S-Klasse (A 217) und im Jahr 2016 in der Mercedes-Benz C-Klasse (A 205) jeweils viersitzige Cabriolets Premiere.

Mercedes-Benz E-Klasse Cabriolet der Baureihe 124. Fahraufnahme mit geöffnetem Verdeck aus erhöhter Position von links vorn. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A92F1081)
124 model series Mercedes-Benz E-Class Cabriolet. Elevated action photo with open soft top taken from the front left. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: A92F1081)
Mercedes-Benz E-Klasse-Cabriolet der Baureihe 124. Genreaufnahme mit geöffnetem Verdeck von links vorn. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A93F1136)
124 model series Mercedes-Benz E-Class Cabriolet. Genre shot with open soft top taken from the front left. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: A93F1136)
Mercedes-Benz E-Klasse-Cabriolet der Baureihe 124. Exterieuraufnahme von links während des Öffnungsvorgangs des Verdecks. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A93F1200)
124 model series Mercedes-Benz E-Class Cabriolet. Exterior photo from the left during on-going soft-top opening process. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: A93F1200)
Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet der Baureihe 124. Linear arbeitender Überrollbügel, dessen Oberteil zugleich als Kopfstützen für den Fond ausgelegt ist. Detailfoto, Mehrfachbelichtung beim Ausfahren. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 00076117)
124 model series Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet. Linearly operating roll bar featuring a top part that has simultaneously been designed as head restraints for the rear. Detailed photograph, multiple exposure while extending. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: 00076117)
Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet der Baureihe 124. Studiofoto des Interieurs mit ausgefahrenem Überrollbügel, dessen Oberteil zugleich als Kopfstützen für den Fond ausgelegt ist. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 00076329)
124 model series Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet. Studio photograph of the vehicle interior with extended roll bar featuring a top part that has simultaneously been designed as head restraints for the rear. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: 00076329)
Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet der Baureihe 124. Studiofoto mit zusätzlich verbauten Karosserieverstärkungsteilen. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A91F1359)
124 model series Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet. Studio photograph with additionally installed body reinforcement parts. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: A91F1359)
Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet der Baureihe 124. Studiofoto der Verdeckkonstruktion inklusive der Elektrohydraulikelemente für die Betätigung. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 00076140)
124 model series Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet. Studio photograph of the soft top structure including electrohydraulic elements for operation. (Photo signature in the Mercedes-Benz Classic archive: 00076140)

Leuchtturmprojekt für die obere Mittelklasse

Das Cabriolet der späteren E-Klasse basiert auf dem Coupé der Baureihe 124. Nach der im Herbst 1990 vorgestellten Hochleistungslimousine 500 E ist der offene Viersitzer ein weiteres Leuchtturmprojekt für die Baureihe 124. Der Aufwand ist enorm: Rund 1.000 Teile verändern oder konstruieren die Ingenieure völlig neu, um die hohen Anforderungen an passive Sicherheit und Fahrkomfort trotz der wegfallenden Dachstruktur zu erfüllen. So fertigt Mercedes-Benz zahlreiche tragende Teile des Cabriolets aus dickeren oder festeren Blechen als bei den Coupés. Hochbelastete Stellen erhalten zudem nach aufwendigen computergestützten Simulationsberechnungen zusätzliche Verstärkungen in Form doppelter Bleche, Knotenbleche oder Streben. Unter anderem werden die Blechdicken an A- und B-Säulen sowie den seitlichen Längsträgern verstärkt, der Verdeckkasten ist als quer versteifendes Element ausgeführt, und ein Druckgussträger ist mit dem Tunnel der Bodengruppe sowie dem Querträger der Armaturentafel verschraubt. Diagonalstreben vorn (zwischen Vorderachsträger und den beiden äußeren Längsträgern) sowie hinten (zwischen der Reserveradmulde und den äußeren Längsträgern) steigern die Verwindungssteifigkeit. Hier setzen die Ingenieure Erfahrungen aus der Entwicklung des Mercedes-Benz SL der Baureihe R 129 um.

Zusätzlich kommen Schwingungstilger zum Einsatz, um den Fahrkomfort zu optimieren. Solche Elemente haben die Entwickler bereits beim 1965 vorgestellten Mercedes-Benz 600 Landaulet der Baureihe W 100 verwendet. Insgesamt vier dieser Masse-Feder-Systeme mit zusammen 26 Kilogramm Gewicht werden an neuralgischen Punkten des Cabriolets eingebaut: auf dem Dom des vorderen linken Federbeins, im Dachrahmen und in den hinteren Kofferraummulden. Ein Vergleichstest der Fachzeitschrift „auto motor und sport“, Heft 19/1994, kommt denn auch zu dem Ergebnis: „Steifer als der Mercedes ist derzeit kein anderes Viersitzer-Cabrio.“ Das US-amerikanische Magazin „Road & Track“ würdigt in Ausgabe 7/1994 in einem Vergleich die Qualitäten des E 320 Cabriolet: „Ein guter Teil des Preisunterschieds ist in der Fahrzeugkonstruktion begründet. Es ist mit geöffnetem Verdeck merklich leiser als die beiden anderen. Unregelmäßigkeiten im Straßenbelag werden von der Federung registriert und dem Fahrer auf subtile Weise mitgeteilt, ohne die Gelassenheit zu verlieren. Auf der Autobahn ist der E 320 fast so leise wie seine Geschwister als Coupé und Limousine, dank der außergewöhnlich soliden Karosseriestruktur und der exzellenten Passgenauigkeit des Verdecks.“

Linearer Überrollbügel

Vorbildlich ist auch das Niveau der passiven Sicherheit: Bei Frontal-, Heck- und Seitenaufprall erfüllen die Cabriolets die hohen Standards von Limousine, T-Modell und Coupé. Um den Passagieren auch bei einem Überschlag adäquate Sicherheit zu bieten, sind die A-Säulen mit innen liegenden Profilblechen zu einer stabilen Einheit verschweißt. Und hinter den Rücksitzen wird ein neu entwickelter und patentierter, linear arbeitender Überrollbügel eingebaut, dessen Oberseite die Form von zwei einzelnen Kopfstützen hat. Der Bügel fährt innerhalb von 0,3 Sekunden auf einer leicht gekrümmten Laufbahn nach oben aus, wenn die Fahrzeugsensoren einen drohenden Überschlag erkennen. Auf Wunsch kann er als Kopfstütze für die Fondpassagiere auch manuell aus- und eingefahren werden.

Höchste Ansprüche an den Fahrkomfort erfüllt auch das vollversenkbare Stoffverdeck. Die 43 Kilogramm schwere, hochpräzise Konstruktion besteht aus 27 Gestängeteilen und 34 Gelenken. In zusammengeklapptem Zustand hat sie ein Volumen von nur 80 Litern. Das Verdeck ist durch eine 20 Millimeter dicke Schicht aus Faservlies zwischen dem äußeren Bezug und dem inneren Verdeckhimmel isoliert. Zudem ist die Außenhaut fest mit den vorderen und mittleren Spriegeln verbunden, um das bei Cabrios sonst oft auftretende Aufblähen des Verdecks zu vermeiden. So herrscht bei geschlossenem Dach im Cabriolet der Baureihe 124 ein Fahrgefühl fast wie im Coupé. Die große und heizbare Heckscheibe aus Sicherheitsglas ist durch einen Doppelrahmen bündig mit der Außenhaut verbunden und bietet verzerrungsfreie Sicht nach hinten. Als komfortable Sonderausstattung gibt es eine elektrohydraulische Verdeckbetätigung, die ab der Modellpflege 1993 zur Serienausstattung gehört.

Konstruktive Partnerschaft

Entwickelt wird das Cabriolet von Mercedes-Benz gemeinsam mit Porsche. Zunächst beginnt die Arbeit am offenen Viersitzer 1988 bei Karmann in Osnabrück. Im Januar 1989 übernimmt dann Porsche den Entwicklungsauftrag, wo man bis zu diesem Zeitpunkt an einem möglichen Cabriolet für die kommende C-Klasse der Baureihe 202 gearbeitet hat. Zuvor hatte Porsche bereits den Entwicklungsauftrag zu einem möglichen Cabriolet der Mercedes-Benz Kompaktklasse der Baureihe 201 erhalten. Auch bei der Kreation und Produktion des Hochleistungsautomobils Mercedes-Benz 500 E haben die beiden Stuttgarter Automobilunternehmen schon kooperiert. Die Arbeiten am A 124 werden von Porsche am Standort Weissach ausgeführt. Das Cabriolet wird bei Mercedes-Benz und Porsche in unterschiedlichen Dauerläufen auf Zuverlässigkeit und Beständigkeit getestet.

Vom Solitär zur Typfamilie

1991 hat das 300 CE-24 Cabriolet mit 3-Liter-Reihensechszylindermotor und 162 kW (220 PS) Leistung Premiere. Seine Serienfertigung im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen läuft im März 1992 an. Es bleibt zunächst ein elegant-sportlicher Solitär im Modellprogramm der Marke. Bereits zum Modelljahr 1993 erfährt der offene Viersitzer eine Modellpflege, die sich äußerlich unter anderem in dem nach dem Vorbild der S-Klasse der Baureihe 140 gestalteten „Plakettenkühler“, vorderen Blinkleuchten mit farblosen Deckgläsern und den in der Farbe der Anbauteile lackierten Stoßfängerschutzleisten bemerkbar macht. Fahrerairbag sowie elektrisch verstellbare Außenspiegel links und rechts sind nun serienmäßig, Zentralverriegelung und Fünfganggetriebe gehören bereits vorher zur Serienausstattung des offenen Viersitzers, der künftig als Mercedes-Benz E-Klasse Cabriolet firmiert.

Das Modellprogramm umfasst nun insgesamt vier Varianten mit jeweils zwei Vier- und Sechszylindermotoren. Das E 200 Cabriolet (100 kW/136 PS) wird zunächst und bis 1994 nur für den Export nach Griechenland, Italien und Portugal gebaut. Eigentliches Einstiegsmodell ist damit 1993 das E 220 Cabriolet (110 kW/150 PS). Nachfolger des 300 CE-24 Cabriolet wird das E 320 Cabriolet (162 kW/220 PS), und neues Topmodell ist das E 36 AMG Cabriolet (200 kW/272 PS). Insgesamt entstehen bis Juli 1997 genau 33.952 Cabriolets der Baureihe 124. Die meisten Kunden (18.572) entscheiden sich dabei für einen Typ mit Sechszylindermotor.

Copyright/Brand: Mercedes Benz/ Daimler AG

virtualdesignmagazine Michael Hiller

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